Nachdenkliches: Gedanken eines Ehrenamtlichen…

G e d a n k e n

eines Rettungsdienstmitarbeiters

eines Feuerwehrmannes

eines Polizisten

Für die hauptberuflichen und ea

Mitarbeiter/innen der

Hilfsorganisationen, des Rettungsdienstes,

der Feuerwehr und Polizei

 

 

Gedanken eines Rettungsdienstmitarbeiters,

eines Feuerwehrmannes,

eines Polizisten………….

 

Ich wünschte, Du könntest den Kummer des

Geschäftsmannes sehen,

als sein Lebenswerk in Flammen aufging, oder

die Familie, die nach

Hause kam, nur um ihr Haus und ihre

Habseligkeiten verbrannt, beschä-

digt oder vollends zerstört vorzufinden.

 

Ich wünschte, Du könntest fühlen, wie es ist,

ein brennendes Schlafzimmer

nach eingeschlossenen Kindern abzusuchen; die

Flammen schlagen über

Deinen Kopf hinweg, während des Kriechens

schmerzen Deine Handflächen

und Knie, der Fußboden gibt unter Deinem

Gewicht nach, wenn die Küche

unter Dir zu brennen anfängt.

 

Ich wünschte, Du könntest die Furcht in den

Augen einer Ehefrau um 3 Uhr

morgens sehen, wenn ich ihrem 40 Jahre altem

Ehemann den Puls fühle

und keinen finde. Ich beginne mit gezielter

HLW, hoffe wider besseres

Wissen ihn zurückzuholen, aber ich weiß, daß

es zu spät ist. Aber seiner

Frau und Familie muß ich das Gefühl geben,

daß alles Mögliche getan wurde.

 

Ich wünschte, Du könntest den

unvergleichlichen Geruch von brennenden

Isolierungen, den Geschmack von Ruß auf

Deinen Schleimhäuten, das Ge-

fühl der intensiven Hitze, die durch Deine

Ausrüstung dringt, das Geräusch

der lodernden Flammen und die Beklemmung,

absolut nichts durch diesen

dichten Rauch zu sehen,

nachempfinden………oder den Geruch für

immer

verbrannter Haut………. .- ?Sensationen,

an die ich mich zu sehr gewöhnt

habe, mit denen ich zu sehr vertraut geworden

bin’.

 

Ich wünschte, Du könntest verstehen, wie es

ist, am Morgen zur Schule,

zur Arbeit oder sonst wohin zu gehen, nachdem

Du den Großteil der

Nacht, heiß und wieder naßgeschwitzt, bei

einem Großfeuer verbracht

hast.

 

Ich wünschte, Du könntest meine Gedanken

lesen, wenn ich zu einem ent-

stehendem Feuer gerufen werde; ist es

falscher Alarm oder fortgeschritte-

nes, atmendes Feuer? Wie ist das Gebäude

konstruiert? Welche Gefahren

erwarten mich? Sind Menschen eingeschlossen?

Ich wünschte, Du könntest in der Notaufnahme

dabei sein, wenn der Arzt

das 5 Jahre alte Mädchen für tot erklärt,

nachdem ich es zuvor 25 Minuten

lang versuchte, am Leben zu

halten……vergeblich! Die Kleine wird

niemals

zu ihrem ersten Date gehen oder jemals noch

die Worte ?Ich liebe Dich,Ma-

ma’ sagen können. Keine Pausbacken mehr und

bräunliche Haut, wie auf

dem von der Mutter zur Identifikation

mitgebrachtem Foto, hat die Kleine,

sondern fahlweiße, eingefallenen Wangen, das

Haar eher grau………….

Ich wünschte, Du könntest die Frustration im

Führerhaus des Löschfahr-

zeuges fühlen, der Maschinist drückt seinen

Fuß fest auf die Bremse, sein

Daumen drückt den Schalter des Preßlufthornes

und versucht, an einer

gefährlichen Kreuzung bei rot im dicken

Verkehrsstau vergeblich durch-

zukommen.- Wenn Du uns brauchst ? wann immer

es auch ist ? Deine

ersten Worte nach unserem Eintreffen werden

sein: ?es hat fast eine Ewig-

keit gedauert’…………….

Ich wünschte, Du könntest meine Gedanken

lesen, wenn ich helfe, eine

junge Frau aus den total zertrümmerten Resten

ihres Wagens zu ziehen.

Was wäre, wenn es meine Schwester, meine Frau

oder Freundin oder

meine eigene Tochter wäre?

Wie werden ihre Eltern reagieren, wenn ein

Polizist, gestern noch auf

knallharter, aber erfolgreicher Jagd nach

einem Schwerverbrecher,

heute vor deren Tür steht, die Tränen

verbeißend, seine Dienstmütze

in den Händen hält………. ?

Ich wünschte, Du könntest wissen, wie es sich

anfühlt nach Hause zu

kommen, meine Familie oder Eltern zu

begrüßen, aber nicht das Herz

zu haben, ihnen zu erzählen, daß ich beinahe

von meinem letzten Ein-

satz nie mehr zurückgekommen wäre.

Ich wünschte, Du könntest Dir die physische,

emotionale und mentale

Belastung von stehengelassenem Essen,

verlorenem Schlaf, verpaßter

Freizeit vorstellen, zusammen mit all?den

Tragödien, die meine Augen

gesehen haben.

Ich wünschte, Du würdest Deine Meinung

revidieren, mich verlassen zu

wollen, weil ich so oft versprach, pünktlich

zum Essen, zur Verabredung,

zum Kino oder Theater zurück zu sein; der

Einsatzalarm aber wenige

Minuten vor Dienstschluß anderes

abverlangte.

Ich wünschte, Du könntest die Kameradschaft

und die Befriedigung, Leben

gerettet oder Eigentum anderer geschützt zu

haben erfahren; da zu sein

zur richtigen Zeit am richtigen Ort, in der

Gefahr oder aus der Hektik und

dem Chaos heraus Ordnung zu schaffen.

 

 

Ich wünschte, Du könntest sehen, wohin oder

wo hinein ich zusammen

mit Kollegen oder auch ganz alleine renne, wo

andere nur weg oder

heraus rennen.

Ich wünschte, Du könntest verstehen, wie es

ist, einen kleinen Jungen

auf Deinem Arm zu tragen, der fragt: ?ist

meine Mama ok?’ und es ist

Dir unmöglich, ihm in die Augen zu schauen,

ohne daß Dir die Tränen

in die Augen steigen und Du weißt nicht, was

Du sagen sollst…….. er

wird ihr nie mehr stolz die Note 1 im Diktat

zeigen können und sie wird

ihn nie mehr trösten können……..

Ich wünschte, Du wärest dabei, einen Mann

zurückhalten zu müssen,

der mitansehen mußte, wie sein bester Freund,

seine Frau oder Freundin

in den Rettungswagen getragen wird, und Du

weißt genau, das sie nicht

angeschnallt waren………

Solange Du dieses Leben nicht durchgemacht

hast, wirst Du niemals

wirklich verstehen oder einschätzen können,

wer ich bin, was wir sind

oder was uns unsere Arbeit wirklich

bedeutet.





zurück