Notfallaufnahmen im Saarland ‘belegt’ – Bericht von SR-Online

SR-Online berichtet heute (23.01.2009) wie folgt:

Am vergangenen Dienstag ist die ärztliche Notfallversorgung im Saarland fast zum Erliegen gekommen. Der Grund: Nahezu alle Kliniken hatten sich bei der Rettungsleitstelle als ‘belegt’ abgemeldet. Nur die Uniklinik Homburg konnte noch Notfälle versorgen.

(23.01.2009) Der ärztliche Direktor des Uniklinikums Homburg, Prof. Hans Köhler, hat den Eindruck, dass immer mehr von der Notfall-Versorgung auf sein Klinikum geradezu abgeladen wird.

Auch der Rettungszweckverband beobachtet, dass die Wege für die Notfallpatienten immer weiter werden, weil sich immer mehr Kliniken regelmäßig bei der Leitstelle als ‘ausgelastet’ abmelden. Und das, obwohl das Saarland eine überdurchschnittliche Dichte an Krankenhäusern und Betten aufweist.

Notfallpatienten werden weitergereicht

Der Höhepunkt wurde am Dienstag, 20. Januar, erreicht, als außer dem Uniklinikum kein anderes saarländisches Krankenhaus mehr Notfälle aufnehmen wollte. Sie hatten sich zuvor im Rettungsleitsystem abgemeldet. Dieses System soll die Versorgung von Notfallpatienten eigentlich optimieren. Ist ein Krankenhaus ausgelastet, kann es sich bei der Leitstelle abmelden. So können Notfälle direkt ins nächste Krankenhaus mit freier Kapazität gebracht werden, ohne Gefahr zu laufen, in einer überlasteten Klinik in die Warteschleife zu gelangen.

Was genau in der vergangenen Woche zu der allgemeinen Überlastung geführt hat, ist nicht genau zu klären. Gesundheitsminister Prof. Dr. Gerhard Vigener (CDU) sieht den Grund in vielfältigen Ursachen. Zum einen haben die meisten Kliniken im Januar ein besonders hohes Aufkommen an Routineoperationen zu bewerkstelligen, da diese von Ende Dezember für gewöhnlich auch Anfang Januar gelegt würden. Zum anderen habe eine anhaltende Grippewelle zu einem erhöhten Patientenaufkommen geführt.

Zu viele Patienten oder zu viel Aufwand?

Auch die ärztliche Direktorin des Klinikums Saarbrücken, Dr. Angela Mündemann-Hahn verweist auf eine überdurchschnittlich hohe Zahl von stationären Aufnahmen im Januar. ‘Normalerweise kommen circa 80 Patienten am Tag’, sagte sie dem SR, in den letzten Tagen seien es aber 30 bis 40 Patienten mehr gewesen.

Insider äußern momentan allerdings einen anderen Verdacht: Neben der Auslastung könnten auch sachfremde Gründe zu einer Abmeldung geführt haben. So wollen einige Notärzte beobachtet haben, dass sich bestimmte Abteilungen zu bestimmten Zeiten immer wieder abmelden. Und auch Uniklinikumsleiter Köhler betont, dass ein Notfall immer ein eher schwieriges Unterfangen darstelle, das die Effizienz im Krankenhaus behindere. Ein Notfall also als störender Zwischenfall, dem man durch Abmeldung vom System vorbeugt?

Minister: ‘Unhaltsamer Zustand’

Für Gesundheitsminister Prof. Dr. Gerhard Vigener (CDU) stellt die Situation einen unhaltsamen Zustand dar. In einer ersten Reaktion auf die Geschehnisse vom Dienstag lud er Vertreter der Krankenhäuser und des Rettungszweckverbandes zu einem runden Tisch ein. ‘Damit dieses so wie es passiert ist, nicht mehr passiert’, sagte er dem SR.

Der Minister möchte nun durchsetzen, dass die Meldung an die Leitstelle in Zukunft wieder auf einer hohen ärztlichen Ebene angesiedelt wird – wie es einst vorgesehen war – um ‘Versehen“ zu vermeiden. Laut Krankenhausgesetz sei aber ohnehin jedes Krankenhaus verpflichtet, die Notfallversorgung vorzunehmen – sei es nun abgemeldet oder nicht, betonte der Minister. Und das, so versicherten die saarländischen Kliniken einstimmig, sei gewährleistet. (red/Peter Springborn)

Quelle: SR-Online





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