‘Es geht einfach ums Überleben!’

Ende Januar werden fünf junge Leute nach Afrika aufbrechen, um dort für sieben Monate Entwicklungshilfe zu leisten. Unter ihnen ist auch die 23-jährige Krankenschwester Jennifer Hussong. Im Interview mit SR-online erzählt sie eine Woche vor dem Abflug von ihren Erwartungen.

(19.01.2009) Bei den Worten „Entwicklungshilfe“ und „Afrika“ denken viele Saarländer sofort an Dr. Hans Schales,

 

 

den saarländischen Arzt, der seit vielen Jahren in Simbabwe tätig ist. .

Doch Dr. Schales ist nicht der einzige Saarländer, der nach Afrika geht.

SR-online: Frau Hussong, was machen Sie denn in Ihrem „normalen“ Leben, hier im Saarland?

Jennifer Hussong: Ich habe von Oktober 2005 bis Oktober 2008 eine Ausbildung als Krankenschwester am Uniklinikum in Homburg gemacht. Nachdem ich jetzt mein Examen gemacht habe, bereite ich mich nun auf den Auslandsaufenthalt vor.

SR-online: Was hat Sie dazu bewogen sich für dieses Programm hier zu melden?

Jennifer Hussong: Also ich wollte eigentlich schon immer mal ins Ausland um dort zu arbeiten. Es ist auch mein Ziel, später einmal im Ausland zu leben. Und Afrika hat mich schon immer gereizt. Dann habe ich im Internet diese Ausschreibung des Roten Kreuzes gelesen und mich darauf beworben. Ich bekam ein Vorstellungsgespräch und das hat dann alles ganz gut geklappt. Und jetzt gehe ich nach Togo!

SR-online: Wie lange wird Ihr Aufenthalt in Togo dauern?

Jennifer Hussong: Knapp sieben Monate, bis Ende August.

SR-online: Sie sagten vorhin, dass Sie schon immer den Traum hatten, mal in Afrika zu arbeiten. Spielen Sie denn jetzt schon mit dem Gedanken es nicht nur bei diesem Kurzaufenthalt zu belassen?

Jennifer Hussong: Also der Aufenthalt dauert ja jetzt sieben Monate. Das ist so zum „reinschnuppern“. Mal sehen, wie das wird. Ich wäre nicht abgeneigt – wenn es mir dort gut gefällt – das Ganze zu verlängern oder vielleicht später ganz dort hinzugehen.

SR-online: Und warum ausgerechnet Togo? Was reizt Sie an dem Land?

Jennifer Hussong: An Togo reizt mich, dass es französischsprachig ist. So lerne ich gleichzeitig auch noch die Sprache. Außerdem ist die Kultur dort sehr interessant und es gibt dort viele Krankenhäuser, speziell für Kinder. Es gibt also ein schönes Aufgabengebiet für mich.

SR-online: Was werden Sie denn genau dort machen?

Jennifer Hussong: Ich werde in einem Krankenhaus arbeiten, auf einer Kinderstation.

SR-online: Was erwarten Sie sich denn von ihrer Arbeit dort? Was wird anders sein im Vergleich zu Ihrer Arbeit hier?

Jennifer Hussong: Also ich stelle mir die Arbeit weniger stressig vor. Ich denke dort geht es mehr um grundlegende Dinge wie hier – einfach gesagt um’s Überleben. Und dort ist es egal wie man versichert ist, ob man überhaupt versichert ist, darauf wird nicht geschaut. Dort will man einfach nur helfen – und gleichzeitig schauen, dass man überlebt.

SR-online: Was schätzen Sie denn, was dort auf Sie zukommt? Was für Probleme erwarten Sie dort?

Jennifer Hussong: Ich denke es wird zu Beginn sehr schwierig werden, bis man sich überhaupt eingelebt hat. Bis man nicht mehr dem deutschen Standard „hinterher trauert“. Wir alle wissen ja, worauf wir uns einlassen. Ich denke schon, dass es eine zeitlang dauern wird, bis wir uns an die neue Situation gewöhnt haben. Aber ich denke wir werden das schaffen. Jeder von uns will das ja unbedingt machen.

SR-online: Haben Sie denn auch ein bisschen Angst vor Ihrer neuen Umgebung? Z. B. vor Kriminalität? Oder dem Alltag in Togo?

Jennifer Hussong: Wir machen ja zurzeit ein Seminar beim DRK in dem wir sehr gut darauf vorbereitet werden. Wir erfahren, was uns alles erwarten kann und wie wir dann in bestimmten Situationen damit umgehen sollen. Wir kommen ja alle aus unterschiedlichen Orten in Deutschland und haben uns hier zum ersten Mal getroffen. Jeder hat am Anfang so seine Vorstellungen gehabt. Inzwischen ist bei mir zumindest die Angst weniger geworden. Wir werden wirklich sehr gut vorbereitet. Im Moment überwiegt einfach die Vorfreude auf die kommende Aufgabe.

SR-online: Haben Sie denn bei dem Seminar jetzt irgendetwas erfahren womit sie vorher vielleicht nicht unbedingt gerechnet haben?

Jennifer Hussong: Ja schon. Das waren viele Dinge. Man hat sich eigentlich alles anders vorgestellt. So schrecklich „hintendran“ wie man vorher gedacht hat, sind die in Togo eigentlich gar nicht. Vor allem in den Hauptstädten ist das doch sehr fortschrittlich.

SR-online: Wo werden Sie denn wohnen?

Jennifer Hussong: Das ist alles vom DRK organisiert. Vor Ort wird uns ein Mitarbeiter empfangen und betreuen. Er holt uns am Flughafen ab und hat uns auch schon Wohnungen organisiert. Ich werde eine eigene Wohnung haben, weil ich nicht direkt in der Hauptstadt bin, während die anderen zwei Mädels aus der Gruppe in der Hauptstadt leben und arbeiten. Ich selbst werde 100 Kilometer von der Hauptstadt entfernt leben, in Kpalimé. Dort ist dann auch mein Krankenhaus.

SR-online: Wie sehen denn Ihre Pläne für Zeit nach dem Aufenthalt aus?

Jennifer Hussong: Also ich habe vor, danach erstmal wieder in Homburg zu arbeiten. Ich hoffe, dass das dann auch klappt.

SR-online: Und wann geht es dann los nach Togo?

Jennifer Hussong: Los geht’s am 28. Januar, der Vertrag geht bis Ende August. Danach werden wir noch zwei Wochen dort bleiben, um Urlaub zu machen und danach geht’s erst nach Hause.

SR-online: Haben Sie Ihre Koffer schon gepackt?

Jennifer Hussong: (lacht) Nein, noch nicht. Aber bald.

SR-online: Dann vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise und alles Gute für Ihren Aufenthalt in Togo.

Das Interview führte Sandra Schick

  

Weitere Infos: http://www.sr-online.de/landleute/839/866825.html





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