Rede des DRK Präsidenten auf der 60. Bundesversammlung in Berlin !

 Sehr geehrte Damen und Herren, ich gebe Ihnen den Bericht über das abgelaufene Jahr – ein Jahr großer Jubiläen, aber auch ein Jahr großer Naturkatastrophen. Zunächst zu den Jubiläen: 20 Jahre Deutsche Einheit, 20 Jahre Wiedervereinigung des Roten Kreuzes in Deutschland. Ich nenne es auch heute eine großartige Leistung, dass die Rotkreuzverbände im Westen und im Osten unseres Landes so schnell und freundschaftlich zusammengewachsen sind – Dank einer klugen und einfühlsamen Führung durch die beiden damaligen Präsidenten Prinz Botho zu Sayn Wittgenstein Hohenstein und Professor Christoph Brückner. Immerhin hatten sich ja über Jahrzehnte hinweg zwei Rotkreuzgesellschaften in grundlegend verschiedenen politischen Systemen entwickelt, mit unterschiedlichen Strukturen und Aufgaben. Die Arbeit des Roten Kreuzes in der Bundesrepublik vollzog sich in einem System von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Marktwirtschaft – mit einer Fülle von Aufgaben als Nationale Hilfsorganisation und Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege und in unabhängigen und selbstständigen Strukturen. In der DDR war das Rote Kreuz zentralistisch organisiert. Die Rotkreuzarbeit wurde vom Staat reglementiert. Die Möglichkeiten selbstständig und unabhängig zu handeln, waren stark eingeschränkt.   Dennoch ist die Rotkreuz-Wiedervereinigung sehr schnell gelungen, vor allem deshalb, weil die Rotkreuzidee, der Rotkreuzgedanke, hilfsbedürftigen Menschen allein nach dem Maß der Not zu helfen, in Ost und West die Menschen gleichermaßen fasziniert hat. So ist heute das Deutsche Rote Kreuz nicht nur im Westen, sondern auch im Osten unseres Landes ein starker Verband, in Deutschland die größte humanitäre Organisation, weltweit eine der größten. 

Ein weiteres Jubiläum betraf den 100. Todestag unseres Rotkreuzgründers Henry Dunant, an den wir unter anderem am 29. Oktober in der deutschen Dunant-Stadt Stuttgart erinnert haben. Als erster Friedensnobelpreisträger der Welt gehört Henry Dunant zu den großen humanitären Gestalten der europäischen und internationalen Geschichte. Fast alle Staaten der Welt haben die Genfer Konventionen zwischenzeitlich ratifiziert, auf deren Grundlage wir bis heute arbeiten. Wenn man Dunants Vermächtnis auf zwei ganz zentrale, einfache Punkte reduzieren möchte, dann kann man sagen: Man braucht Werte, um helfen zu können, um gesellschaftlichen Fortschritt zu bewirken, und man braucht Freiwillige, engagierte Menschen, wie sie Dunant bei der Schlacht von Solferino gefunden hat. 

Im Jahr 2013 ehren wir international 150 Jahre Rotes Kreuz. In die Vorbereitung dieses großen wichtigen Jubiläums werden in Deutschland die DRK-Landesverbände ebenso eingebunden, wie etwa die Rotkreuz-Museen in Deutschland, die für die Verbreitung der Ideen Dunants eine große Rolle spielen und sich an seinem 100. Todestag mit interessanten Veranstaltungen eingebracht haben. 

Im September hat sodann der Bund der Vertriebenen an das 60-jährige Bestehen der Charta der deutschen Heimatvertriebenen und in diesem Zusammenhang auch die Rolle des DRK-Suchdienstes. Diese Rolle will ich auch heute noch einmal würdigen. Es waren die großen Flüchtlingsströme aus dem Osten mit den unzähligen auseinander gerissenen Familien und den von ihren Eltern auf der Flucht getrennten Kindern, die den Suchdienst des DRK 1945 auf den Plan riefen. Das Leid von Kriegsopfern zu lindern, gehört zu den originären humanitären Hilfeleistungen des Deutschen Roten Kreuzes. So hat das DRK mit seinem Suchdienst seit seiner Neugründung im Mai 1945 nicht nur mehr als 16 Mio. Menschen miteinander in Verbindung gebracht, eine große Zahl von Schicksalen vermisster Vertriebener geklärt und Hunderttausende von getrennten Familien wieder zusammen geführt, deren Angehörige in den Vertreibungsgebieten oft über Jahrzehnte gegen ihren Willen zurückgehalten wurden. Zusätzlich erreichen den DRK-Suchdienst in Deutschland jährlich viele tausend Suchanfragen im Zusammenhang mit den aktuellen Konflikten aus dem Irak, aus Afghanistan, aus den kaukasischen Nachfolgerepubliken der ehemaligen UDSSR, aus Sri Lanka und den vielen Konfliktregionen Afrikas. Das Elend von Millionen vertriebenen Menschen kann das DRK nicht aus der Welt schaffen. Zu erfahren aber, ob der vermisste Angehörige noch am Leben ist und wenn ja, wo er sich befindet, und wie es ihm geht, ist für die getrennten Familien von existenzieller Bedeutung und kann helfen, den Trennungsschmerz zu lindern. Die Arbeit unseres Suchdienstes ist im wahrsten Sinne des Wortes humanitär und unverzichtbar. 

Mit dem Jahreswechsel geht das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends zu Ende. Es war das Jahrzehnt der Katastrophen – eine Herausforderung für die 186 Rotkreuzgesellschaften weltweit und somit auch für das DRK. 2002 das Hochwasser an der Elbe, 2004 der Tsunami, der vor allem in Indonesien und Sri Lanka wütete, das Erdbeben in Pakistan 2005, in China 2008 und nun Katastrophen in Haiti und wiederum Pakistan. Zwischen 2000 und 2009 waren nach dem Weltkatastrophenbericht mehr als 2,5 Mrd. Menschen von Naturkatastrophen betroffen. Wir müssen diese Menschen widerstandsfähiger machen, sie zur Selbsthilfe ermutigen und ihnen dafür Hilfestellung geben. Katastrophenvorsorge ist uns Auftrag und Verpflichtung. 

In Haiti über 200.000 Tote, über 300.000 Verletzte, 1,2 Mio. Obdachlose, die Zerstörung der wichtigsten Infrastruktur wie Flughafen, Wasser- und Stromversorgung, Straßennetz, Schulen, Gesundheitseinrichtungen und Administration waren die Folge – eine riesengroße Herausforderung auch für die humanitären Organisationen. Das Deutsche Rote Kreuz hat mit 6 Flügen insgesamt 200 Tonnen Hilfsgüter nach Haiti geschickt, darunter ein Feldhospital und eine Basisgesundheitsstation. Knapp 33 Mio. Euro Spenden haben uns dabei geholfen. Knapp 9 Monate nach dem Erdbeben ist unser mobiles Rotkreuzhospital weiter in Betrieb. Die Arbeit wurde in den vergangenen 9 Monaten von internationalen Teams aus bis zu 100 Ärzten, Pflegern, Schwestern und Technikern gewährleistet, die von Rotkreuzgesellschaften aus aller Welt, von Finnland bis Israel, von Hongkong bis Kanada, in unser Hospital entsandt wurden, bis zu 300 einheimische Kräfte sind dazu gekommen. Über 60.000 Menschen wurden zwischenzeitlich behandelt, über 2.600 Babys sind dort zur Welt gekommen. Wer sich Übrigens ein Bild von der fabelhaften humanitären Arbeit machen will, dem empfehle ich die kleine Filmserie „Das Krankenhaus aus der Kiste“. Sie ist auf DRK.de oder im Filmportal Youtube zu finden. Die Serie wurde erst am 02.11. mit einem Medienpreis des Verbandes des Digitalen Fernsehens IPTV gewürdigt. 

Allerdings mussten wir einen sehr traurigen Verlust im Juli beklagen. In unserem Hospital verstarb ganz plötzlich der Arzt und Katastrophenhelfer Richard Munz. Der 57-jährige war seit Jahrzehnten in Krisen- und Katastrophengebieten im Einsatz. Das Rote Kreuz hat mit ihm einen engagierten Mitstreiter für die humanitäre Idee verloren. Ich habe ihn in einer Trauerfeier in Marburg gewürdigt.

Dann kam der August mit einer Jahrhundertumweltkatastrophe in Pakistan. Seit vielen Jahren sind wir mit Projekten in diesem Lande tätig – in einer sehr engen und guten Partnerschaft mit dem Roten Halbmond. Daher konnten wir auch bereits in den ersten Tagen, als das Ausmaß der Katastrophe in Deutschland noch gar nicht sichtbar war, 12.000 Menschen im Nordosten des Landes mit medizinischen Hilfsmitteln versorgen und sie auch ansonsten betreuen. Danach drei große Hilfsflüge mit insgesamt 130 Tonnen Hilfsgütern, unterstützt mit Finanzmitteln der Bundesregierung, aber auch aus Spenden. Immerhin haben wir nach zunächst schleppenden Eingängen Spenden von über 22 Mio. Euro für Pakistan erhalten, wie überhaupt der Spendeneingang im Jahre 2010 deutlich über der Situation des vergangenen Jahres liegt. Im Übrigen zeigen die Beispiele Haiti und Pakistan, wie wichtig bei solchen Jahrhundertkatastrophen gerade die großen, international vernetzten Organisationen sind, deren Helferinnen und Helfer erfahren sind und erprobt gerade in der schnellen Zusammenarbeit mit den lokalen Organisationen des Roten Kreuzes oder des Roten Halbmondes. Ich möchte mich auch an dieser Stelle ganz herzlich bedanken bei den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Generalsekretariates, vor allem aber auch bei denen, die in Haiti und Pakistan im Einsatz waren und sind, und die in diesem Jahr zeitweise bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit gehen mussten, um den Notleidenden in Haiti und Pakistan zu helfen. Es ist schön, dass dieser Einsatz auch anerkannt wird in der deutschen Öffentlichkeit. Am 11. November wurde der Bambi verliehen, der Medienpreis des Burda Verlages in der Kategorie „Stille Helden“. Der Preis würdigt den Einsatz für mehr Menschlichkeit in der Welt. Claus Muchow aus Steinfurt, erfahrener Katastrophenhelfer und Wasserexperte des DRK, konnte diesen Preis stellvertretend entgegennehmen – für alle Helferinnen und Helfer des Roten Kreuzes, die tatkräftig und ganz im Stillen ihrer Arbeit nachgehen. Am 30.11. wird in Berlin der Deutsche Bürgerpreis verliehen, dessen Jury ich angehört habe. Die Jury hat unter 1.200 Bewerbern entschieden, 9 Projekte in drei Kategorien für den größten bundesweiten Ehrenamtspreis wurden nominiert zum Thema „Retten, helfen, Chancen schenken“. Unter den Nominierten sind auch Projekte des Deutschen Roten Kreuzes.

Das alles hat zum Beispiel auch den Fernsehrat des ZDF veranlasst, die Zusammenarbeit mit dem Aktionsbündnis Katastrophenhilfe uneingeschränkt fortzusetzen, das sich aus den Hilfsorganisationen Caritas International, Deutsches Rote Kreuz und Diakonie Katastrophenhilfe zusammensetzt. In der Vorlage für den Fernsehrat, dem ich angehöre, hat es geheißen: „Diese Kooperation besteht seit 2002. Sie hat sich bewährt und stellt sicher, dass Spendenaufrufe sinnvoll und für den Zuschauer leicht verständlich dargestellt werden können. Die drei großen Organisationen Caritas International, Diakonie Katastrophenhilfe und das Deutsche Rote Kreuz repräsentieren einen großen Teil der säkularen und konfessionell gebundenen, spendenbereiten Öffentlichkeit. Alle Werke genießen ein hohes Ansehen und einen außerordentlichen Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung. Hinzu kommt bei diesen Organisationen die Einbindung in ein weltweites Netzwerk mit kompetenten Partnern vor Ort, eine langjährige Erfahrung in der humanitären Hilfe sowie die deutliche Transparenz in der Mittelverwendung.“ – eine zutreffende und sehr anerkennende Würdigung unserer Arbeit durch einen großen Sender. 

Es ist wichtig, dass wir uns selber immer wieder bewusst werden, wie wir mit den Spenden für die Katastrophenhilfe umgehen und dies auch in der Öffentlichkeit immer wieder erklären. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) bescheinigt dem DRK mit dem Spendensiegel in jedem Jahr, dass es die Leitlinien zur Selbstverpflichtung spendensammelnder Organisationen als Grundlage seiner Arbeit anerkennt. Von 100 Euro zweckgebundener Spendengeldern fließen 90 Euro unmittelbar in ein Projekt, 10 Euro werden den so genannten Vorhaltekosten zugeführt. Nur mit ihrer Hilfe kann die ständige Einsatzbereitschaft für die internationale humanitäre Hilfe sichergestellt werden. Zu der mit ihr finanzierten Infrastruktur gehört auch ein Pool von 500 qualifizierten Katastrophenhelfern, die regelmäßig geschult und fortgebildet werden. In den Auslandsprojekten wird strikt auf eine korrekte Verwendung der Gelder geachtet, die gesamte Buchführung läuft im Generalsekretariat in Berlin zusammen. 

Meine Damen und Herren,

auch in der Inlandsarbeit stehen wir vor großen Herausforderungen. Wenn Sie das neue DRK-Jahrbuch durchblättern, dann werden Sie eine Fülle von ausgewählten Leistungen des DRK finden, speziell auch in der sozialen Wohlfahrtsarbeit, bei der Altenhilfe, in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, Programme und Leistungen für Menschen mit Behinderungen und für Menschen mit Migrationshintergrund – eines der Schwerpunktthemen des DRK in den kommenden Jahren, wie vom Präsidium festgelegt. Die Integration von Menschen nichtdeutscher Herkunft ist eine Herausforderung dieser Zeit. Das Projekt „Interkulturelle Öffnung“ trägt dieser Debatte Rechnung. Das Rote Kreuz steht seit über 150 Jahren für Hilfe nach dem Maß der Not ohne Ansehen der Herkunft, der Religion und der politischen Ausrichtung. Wir brauchen jeden, um den demographischen Wandel bewältigen zu können und die Gesellschaft zusammenzuhalten. 

Unter dem Motto „Armut hat junge Gesichter“ haben wir unsere Positionen und Forderungen zu Armut bei Kindern, Jugendlichen und Familien in Deutschland zusammengefasst und auf einem eigenen Kongress mit Politikern und Experten diskutiert. In einer landesverbandsübergreifenden Aktion ist an die Ministerpräsidenten der Länder appelliert worden, am Ausbau der Kindertagesbetreuung und am Rechtsanspruch für die 1- bis 3-jährigen auf einen Kita-Platz ab 2013 unvermindert festzuhalten. In unserer Erklärung heißt es: „Wer an der frühkindlichen Bildung spart, setzt falsche Signale für die Zukunft. Chancen in der Schule oder im Beruf haben Kinder nur, wenn sie von Anfang an gefördert werden. Im Budget von benachteiligten Familien ist aber kaum Spielraum für gutes Essen, Bücher, Spielzeug oder ein Fahrrad. Auch nicht nach der Neuregelung des Hartz IV-Regelsatzes. Das muss die Kita kompensieren, damit sich Armut und Ausgrenzung nicht weiter verschärfen sollen.“ Das Thema Armut und Armutsbekämpfung wie auch das Thema bürgerschaftliches Engagement war auch Gegenstand des Gesprächs der BAGFW unter Leitung unserer Vizepräsidentin, Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg, mit der Bundeskanzlerin Anfang Oktober. 

Ein hochrangiges DRK-Pflegesymposium des DRK und unserer Schwesternschaft hat im September in Berlin stattgefunden mit dem Ziel, im Dialog mit der Fachpolitik, mit Fachexperten und mit allen, die in der Versorgung Pflege- und Hilfsbedürftiger die Verantwortung tragen, ein umfangreiches Meinungsbild darüber zu erstellen, wie künftig eine optimale, gesundheitliche und pflegerische Versorgung gewährleistet werden kann. Denn wenn wir davon ausgehen, dass die Zahl der Pflegebedürftigen von derzeit 2,25 Mio. im Jahre 2050 auf rund 4,7 Mio. anwachsen wird, dass die Zahl chronisch kranker und demenziell erkrankter Menschenkontinuierlich weiter steigt – derzeit werden von den Pflegebedürftigen rund 70% zu Hause versorgt, 30 % leben in Heimen, dann wird die Größe der Herausforderung für Staat und Gesellschaft schon in diesen Zahlen deutlich. Und wenn man dann noch bedenkt, dass im Jahre 2050 in Deutschland etwa 2 Mio. Pflegekräfte allein in der Altenhilfe benötigt werden und jeder 8. Erwerbstätige in der Pflege beschäftigt sein müsste, dann sprechen auch diese Zahlen in aller Deutlichkeit von unserem gesellschaftspolitischen und sozialpolitischen Auftrag. 

Meine Damen und Herren,

zwei ganz aktuelle Probleme betreffen den Rettungsdienst und den Zivildienst. Der Europäische Gerichtshof hat bekanntlich entschieden, dass für die Vergabe von rettungsdienstlichen Leistungen in Deutschland eine EU-weite Bekanntmachungspflicht besteht. Eine generelle Ausschreibungspflicht beinhaltet das Urteil nicht. Dass DRK rechnet dennoch in den kommenden Jahren mit einer Zunahme von Ausschreibungen und fürchtet die Schwächung des Katastrophenschutzes. Damit kein Missverständnis entsteht: Auch das Rote Kreuz spricht sich für Transparenz bei der Vergabe öffentlicher Aufträge aus, aber Rettungsdienst ist mehr als der Transport von A nach B. Er ist Speerspitze des Bevölkerungsschutzes. Wenn der Rettungsdienst zunehmend von Unternehmen betrieben würde, die keinerlei zusätzliche Aufgaben im Bevölkerungsschutz haben, dann wird es irgendwann keine notfallerprobten ehrenamtlichen Katastrophenschützer mehr geben, die bei Großschadensereignissen zusätzlich verfügbar sind. Der Katastrophenschutz ist in Deutschland – anders als in anderen Ländern ehrenamtlich organisiert. 150.000 freiwillige Katastrophenschützer stehen beim DRK bereit, der Bevölkerung bei Unwetter, Anschlägen und großen Verkehrsunglücken zu helfen. Ihre Praxiserfahrung haben sie aus Rettungs-, Sanitäts- und Betreuungsdienst. Wir sind auf Bundes- und Landesebene mit den Regierungen und den Abgeordneten im Gespräch. Wir wollen das hohe Schutzniveau des Rettungsdienstes und des gesamtes Bevölkerungsschutzes in Deutschland erhalten. Die Gestaltung des Spielraumes des deutschen Gesetzgebers sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene muss im Sinne der Erhaltung eines effektiven Bevölkerungsschutzes genutzt werden. 

Aktuell haben wir es jetzt auch zu tun mit den Planungen der Bundesregierung zur Zukunft des Wehrdienstes und damit auch des Zivildienstes. Im Deutschen Roten Kreuz leisten jährlich 8.000 bis 9.000 junge Menschen Zivildienst und erbringen damit wichtige Leistungen im sozialen Bereich, im Rettungsdienst und an vielen anderen Stellen. Der Zivildienst war in der Vergangenheit stets ein sozialer Lerndienst, ein Dienst auch zur beruflichen Orientierung junger Männer, gerade mit Blick Berufe im sozialen Bereich. Wir sind auch hier in intensiven Gesprächen mit den politisch Verantwortlichen über Kompensationen und Übergangslösungen, mit dem Ziel der Stärkung des Freiwilligen Sozialen Jahres und der Schaffung attraktiver Freiwilliger Zivildienste. Dazu wird der Generalsekretär im Einzelnen vortragen. Nach dem heutigen Stand soll das Organisationsprinzip des Freiwilligen Sozialen Jahres mit seiner Trägerstruktur, einschließlich der bundesverbandlichen Gesamtverantwortung, auf den Freiwilligen Zivildienst übertragen werden. Die Ausgestaltung des Freiwilligen Zivildienstes soll in Absprache mit dem DRK so erfolgen, dass eine Konkurrenz  zu den bestehenden Jugendfreiwilligendiensten vermieden wird und schließlich: Das DRK als Träger des Freiwilligen Sozialen Jahres und des derzeitigen  Zivildienstes wird als Träger des Freiwilligen Zivildienstes maßgeblich am Aufbau der neuen Dienstform beteiligt.

Der neue bundesweite Dienst soll zunächst mit 35.000 Plätzen als Ergänzung zu den Jugendfreiwilligendiensten ergänzt werden und ist für Menschen jeden Alters (ab 16 Jahren) und für erweiterte Einsatzbereiche (z.B. Sport, Kultur, Bildung) offen. Auch die Mittel für das Freiwillige Soziale Jahr sollen aufgestockt werden. So sehr wir vom Deutschen Roten Kreuz somit die Verkürzung und die geplante Aussetzung von Wehrdienst und Zivildienst bedauert haben, glauben wir dennoch, dass wir auch 2011 viele junge Männer und junge Frauen in unseren Einrichtungen begrüßen können. Das Rote Kreuz will neben den bestehenden 10.000 FSJ-Plätzen auch 10.000 Plätze im Freiwilligen Zivildienst anbieten. 

Noch eine Bemerkung zur internen Arbeit des DRK. Nach dem wir auf der außerordentlichen Bundesversammlung in Hannover die neue Satzung des Deutschen Roten Kreuzes einstimmig verabschiedet haben – die Ausfüllung der Strategie 2010plus, hat der Präsidialrat, wie Sie wissen, den neuen Mustersatzungen für die Landes- und Kreisverbände  zugestimmt. Gleichzeitig wurde vereinbarungsgemäß neben dem Generalsekretär, Clemens Graf von Waldburg-Zeil, ein 2. Vorstand berufen, Bernd Schmitz, der sein Amt im Sommer angetreten hat. Er hat neben Graf Waldburg einen eigenen Vorstandsbereich übernommen. Graf Waldburg und Herr Schmitz sind gemeinschaftlich verantwortlich für die Führung der Geschäfte des Bundesverbandes nach § 26 BGB. Ich bin überzeugt – auch nach den Erfahrungen der vergangenen Monate – dass sich hier im Vorstand eine gute Kooperation und Zusammenarbeit  für die Zukunft ergeben wird im Interesse unseres Verbandes. 

Ich habe Grund vielen zu danken: den Mitgliedern des Präsidialrates, an ihrer Spitze Präsident Dieter Holzapfel und Präsidentin Hannelore Rönsch. Ich danke den Mitgliedern des Präsidium: an ihrer Spitze Vizepräsident Dr. Volkmar Schön und Vizepräsidentin Freifrau Schenck zu Schweinsberg, die mich in vielerlei Hinsicht bei der Führung des Verbandes unterstützt haben. Ich danke den Mitgliedern und Vorsitzenden unserer Ausschüsse, Graf von Waldburg-Zeil und Bernd Schmitz, ich danke dem Jugendrotkreuz, das in der gesellschaftspolitischen Diskussion wichtige Akzente gesetzt hat durch seine Kinderkampagne gegen die Armut in Deutschland und Gewalt an Schulen, mit sehr erfolgreichen Schulsanitätsdiensten, mit dem Modellprojekt Humanitäre Schule. Ich danke den Bereitschaften, den im Rettungsberuf Tätigen Rettungshelfern, Rettungssanitätern und Rettungsassistenten, allen, die täglich nachts und auch am Wochenende im Einsatz sind. Ich danke der Wasserwacht und der Bergwacht, deren Helferinnen und Helfer stets und sofort zur Stelle sind, wenn es gilt, Menschen zu retten und Menschen zu helfen. Ich danke allen, die auf vielfältige Weise das soziale Profil des Roten Kreuzes schärfen, auch in der Migrationsarbeit. Ich danke den Rotkreuzschwestern für ihre segensreiche Arbeit in vielen Einrichtungen  unseres Landes und dem Verband der Schwesternschaft für vielfältige Initiativen, speziell auf dem so wichtigen Gebiet der Pflege. Ich will allerdings nicht verschweigen, dass die gegenwärtigen aktuellen staatsanwaltschaftlichen Vorwürfe gegenüber den fünf Medizinischen Versorgungszentren an den DRK-Kliniken Berlin Westend, Berlin Mitte und Berlin Köpenick uns viel Sorgen und Kummer bereiten, auch der Präsidentin und Generaloberin Sabine Schipplick, der ich ausdrücklich danken will für die intensive Kooperation und Kommunikation mit uns im Präsidium und Generalsekretariat. Die DRK-Schwesternschaft Berlin e.V. ist Mitgliedsverband im Verband der Schwesternschaft vom DRK und zugleich die Trägerin der DRK-Kliniken, die aus unterschiedlichen Gesellschaften zusammengesetzt sind. Es ist – auch wenn das Prinzip der Unschuldsvermutung weiter gilt – schon jetzt ein großer Imageschaden entstanden. Der Verband der Schwesternschaften und das Generalsekretariat haben deutlich klargestellt, dass unsere Schwesternschaften jede strafbare Handlung und jeden Verstoß gegen ärztliches Ethos, das zu den Grundprinzipien des Roten Kreuzes gehört, nachdrücklich verurteilen. Die DRK-Schwesternschaft Berlin hat zugesagt, mit der Staatsanwaltschaft voll umfänglich zusammenzuarbeiten. 

Meine Damen und Herren,

soweit mein Bericht. Ich wünsche uns einen erfolgreichen Verlauf der Bundesversammlung. Hoffen wir auf ein gutes Jahr 2011.

 

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.



DRK LV Saarland
Öffentlichkeitsarbeit
Tel: 0172/680 8000
E-Mail: erbeldingm@lv-saarland.drk.de



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