Neues Projekt beim DRK: ‘Klänge der Erinnerung.’

Derzeit lebt in Deutschland etwa eine Million Erkrankte, der Anteil wird in Zukunft mit cirka 200.000 Neuerkrankungen pro Jahr stark ansteigen. Das Saarland ist unter allen alten Bundesländern von den demographischen Entwicklungen am stärksten betroffen und nimmt den für Deutschland typischen Trend in verschärfter Form bereits heute vorweg.

Die Prävalenz der Demenzkrankheit verdoppelt sich mit steigendem Lebensalter alle fünf Jahre. Derzeit leben im Saarland 25.000 Menschen, die von einer dementiellen Erkrankung, bspw. Alzheimer, betroffen sind.

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. So sind bei den über 80-jährigen 20% betroffen und bei den  über 90-jährigen ist jeder Dritte betroffen. Krankheitsbedingte Beeinträchtigungen können die Betroffenen im Verlauf einer dementiellen Erkrankung vor zunehmende, unüberwindbare Probleme stellen. Der überwiegende Teil der Pflege und Betreuung wird zu Hause von nahen Angehörigen geleistet. Diese tragen unter anderem auch die Hauptlast der Pflege und Versorgung eines demenzkranken Menschen. Zu den körperlichen Belastungen gesellen sich verschiedenen Faktoren, die das körperliche und seelische Wohlbefinden der Angehörigen zusätzlich belasten können.

Der DRK-Landesverband hat mit seinem Projekt „Angehörige stärken – Unterstützung im Leben mit demenzkranken Menschen“ landesweit zurzeit 14 Betreuungsgruppen für demenzkranke Menschen. Die Betreuung unter dem Namen „Café Vergissmeinnicht“ wird durch eine Pflegefachkraft und ehrenamtliche Helfer/innen gestaltet und umfasst zwei Stunden an einem festen Wochentag in der Woche. In geselliger Atmosphäre stehen gemeinsames Singen, leichte Bewegungsübungen, Spiele und biographieorientierte Tätigkeiten auf dem Programm. Es werden Kontakte geknüpft und über die gute alte Zeit geredet. Für die Angehörigen, welche die erkrankten Menschen oft 24 Stunden am Tag betreuen müssen, bietet das Café Vergissmeinnicht, zumindest eine kleine Entlastung: sie können in Ruhe einen Einkaufsbummel machen, Bekannte besuchen, in einem Café sitzen oder einfach mal ausspannen.

Im Mai startet das DRK mit seinem Projekt „Klänge der Erinnerung“ in den Betreuungsgruppen. Somit wird das bereits bestehende Betreuungs- und Beschäftigungsangebot um eine musiktherapeutische Gruppenintervention erweitert.

Die Demenzkranken und ihre Angehörigen sehen sich infolge der Erkrankung nicht nur dem Abbau kognitiver und physischer Leistungen gegenüber, sondern sind zudem bezüglich emotionaler und psychosozialer Aspekte häufig auch mit massiven Verhaltensänderungen konfrontiert, welche die Pflegesituation zusätzlich erschweren und die Beziehung zwischen den Erkrankten und den Angehörigen schwer belastet.

Hier kann die Musiktherapie eine erste sinnvolle Bereicherung darstellen, da aktives Musizieren und Musikhören unter therapeutischer Anleitung nachweislich zu einer Verbesserung des Verhaltens und somit auch zu einer Erleichterung der Betreuungssituation und Entlastung der Angehörigen führt.
Musikalische Vorkenntnisse sind dabei nicht erforderlich, da Musik in der therapeutischen Arbeit nicht leistungsorientiert ist, sondern als Kommunikationsmittel dient, das Zugang zu den Demenzerkrankten schafft, wo andere Möglichkeiten versagen. Die oft eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit und die reduzierte Intensität der Wahrnehmung und des emotionalen Erlebens können durch das Medium Musik wieder belebt, gefördert und intensiviert werden.

Neben dem Singen bekannter Volkslieder von früher soll ein weiterer Schwerpunkt der Musiktherapie auf dem aktiven Musizieren liegen. Der Einsatz von Instrumenten lädt zum Mitmachen ein, fördert Kreativität, fordert Handlungsinitiierung und fördert Problemlösungsverhalten der Betroffenen, auch über das Musizieren hinaus. Das Musizieren in der Gruppe soll neben der Erleichterung des emotionalen Erlebens ebenfalls zur Aufhebung der Isolation und sozialer Integration beitragen.

Im Mai werden die Pflegefachkräfte und die ehrenamtlichen HelferInnen der Betreuungsgruppen bezüglich musikalischer Interventionsformen geschult und in den Betreuungsgruppen durch die Musiktherapeutin angeleitet, sodass die musiktherapeutische Gruppeninterventionen fest in den Ablauf integriert werden können.

Die Integration und Durchführung dieser musiktherapeutischen Gruppenintervention soll in Zusammenarbeit mit der HTW des Saarlandes wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden, um mögliche Effekte der Musiktherapie zu messen und das bestehende Betreuungsangebot optimieren zu können. Die Evaluierung bezieht sich dabei auf die Verhaltensänderungen der Demenzkranken und das Belastungserleben der Angehörigen.





zurück