‘Ehrenamt und Hauptamt bedeutet keinen Spagat !’

Mit dem Deutschen Roten Kreuz im Saarland kommen die Menschen fast täglich in Berührung: Auf der Straße sausen die Rettungswagen mit dem roten Zeichen auf weißem Grund vorbei, auf Plakaten wirbt die Organisation, die jetzt 54 000 Mitglieder hat.

Bei Großereignissen ist das Rote Kreuz vor Ort, um Schwächeanfälle zu kurieren oder Schürfwunden nach Schlägereien zu behandeln. Doch wie ist es ums Ansehen des Roten Kreuzes im Saarland bestellt?

‘Die Menschen wissen sehr wohl, dass das Rote Kreuz auf der einen Seite in Bereichen tätig ist, die dem Marktgeschehen unterliegen, andererseits aber auch Aufgaben erbracht werden, die keinerlei Refinanzierung haben. Das ist nicht wirklich ein Spagat’, sagt Günther Batschak, Landesgeschäftsführer des Roten Kreuzes an der Saar. ‘Die marktfähigen Aufgabenfelder müssen aus der Aufgabenerfüllung heraus vollständig refinanziert werden’, betont Batschak. Der Manager meint damit, dass das Rote Kreuz keine Profite maximieren, dass das Rote Kreuz nicht an der Börse gehandelt werden darf. ‘Wir haben 5000 Ehrenamtliche im Saarland im Einsatz, vor allem im Sanitätsdienst, Katastrophenschutz und Jugendrotkreuz. Denen stehen 225 Hauptamtliche gegenüber’, stellt Batschaks Stellvertreter Martin Erbelding klar. Erbelding sagt, dass es Aufgabenfelder gebe, die nicht von Ehrenamtlichen geleistet werden können. Neben dem Management in der Saarbrücker Landesgeschäftsstelle seien dies das Führen von Altenheimen oder dortige Pflegeaufgaben. ‘Ehrenamtliche sollen auch in die Arbeit in den Altenheimen integriert werden, so es möglich ist. So etwa bei Singkreisen mit Demenzkranken, in Kochgruppen oder beim Nostalgiekino für Demenzkranke. Da kommen unsere Ehrenamtlichen mit dem Bauchladen, verteilen Eiscreme und reißen die Eintrittskarten ab’, berichtet Erbelding von einer Schnittstelle zwischen Haupt- und Ehrenamt.

In Krisenzeiten wie diesen sind Wohlfahrtsorganisationen gefordert. Für das Rote Kreuz im Saarland auch eine Chance, das Image zu stärken und den Mitgliederschwund, binnen vier Jahren 9000 Menschen weniger, zu stoppen? ‘Viele Verbände setzen auf ehrenamtliches Engagement. Viele sind auch eine Kopie, wir sind das Original’, sagt Landesmanager Batschak. Eine Trennung von Hauptamt und Ehrenamt würde nicht funktionieren.

In den vergangenen 15 Jahren habe sich beim Roten Kreuz im Saarland viel entwickelt. ‘Die Ehrenamtlichen sind mündiger und professioneller geworden. Sie verlangen qualitativ hochwertige Fortbildungen und klar strukturierte Aufgaben’, berichtet Erbelding. Dabei rekrutieren sich die Nachwuchskräfte im Saarland aus traditionellen Quellen. ‘Wenn der Vater im Roten Kreuz aktiv ist, geht auch der Sohn dahin’, so Erbelding. Das Problem aber ist, wie bei Freiwilligen Feuerwehren, dass zu wenig Frauen mitmachen. Das Image als Männerbund abstreifen: So könnte ein Rezept lauten, das den Mitgliederschwund abbremst. dik

aus: sol.de






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