Simulatortraining in der RettArena

St. Ingbert. Die 23-jährige Sabrina Lauer ist hauptberufliche Rettungsassistentin beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Saarlouis. Ihr Arbeitsplatz ist der Rettungswagen, ihre Aufgabe die Versorgung von Menschen in Notlagen nach Unfällen oder Erkrankungen. Das mögliche Einsatzspektrum ist breit. Manche Notfallsituationen wiederholen sich oft. Schlaganfälle und Herzinfarkte gehören dazu. Andere Notfälle kommen seltener vor. Trotzdem muss Sabrina Lauer auch diese seltenen Szenarien beherrschen können. Dabei hilft nun ein dreitägiger Kurs, der an der Rettungsdienstschule des DRK-Landesverbandes in St. Ingbert angeboten wird und einem Simulatortraining gleichkommt.

„Wir machen das wie die Piloten“, sagt Professor Günter Görge, Chefarzt der Kardiologie auf dem Saarbrücker Winterberg, der sich selbst als Teilnehmer zum Kurs angemeldet hat. „Wir trainieren in drei Tagen Einsatzbeispiele, die im Notarztalltag sehr selten vorkommen, damit wir sie noch besser beherrschen können, wenn wir ihnen begegnen“, sagt der Mediziner. So seien schwerste Verletzungen nur in unter zehn Prozent der Notarzteinsätze zu behandeln. Der Kurs der Rettungsdienstschule und des Netzwerks Trauma-Management setzt hier an.

Notärzte und Rettungsassistenten bilden kleine Gruppen. Jedes Team hat einen eigenen Instruktor, der Anleitungen gibt, verbessert, kritisiert. Und dann werden Szenarien durchgespielt, Laienschauspieler der „Realistischen Unfalldarstellung“ spielen die Patienten, die „Rett-Arena“ des DRK ist nach Einschätzung der Teilnehmer ein ideales Trainingsgelände.

Die Teams sind im Stress. In ausgesprochen kurzer Zeit müssen sie einen Bauarbeiter versorgen, der eine Abrissbirne an den Kopf bekommen hat, dann zu einem Reitunfall, zu einem gestürzten Skater, einem abgestürzten Landwirt, einem Grillunfall mit schwerer Verbrennung, einem Auto-Unfall mit eingeklemmter Person, einem Motorradunfall, einem mit dem Rad verunfallten Kind, einer Kettensägenverletzung, einem Messerstich und einem Fußgängerunfall. Jeder der 20 Teilnehmer spielt jede Szene einmal durch, jeder Einsatz wird nachbesprochen, Zeiten werden gestoppt mit dem Ziel, so schnell und effektiv wie möglich dem Patienten zu helfen.

„Es geht darum, Schemata zu trainieren, die einem helfen, Fehler zu vermeiden und im Team so effizient wie möglich zu kommunizieren“, sagt Instruktor Sandy Duchene. Das Ziel: Alle hauptamtlichen Rettungsassistenten im Land sollen in den nächsten fünf Jahren das Simulatortraining einmal durchlaufen haben. Görge will das Gleiche für Notärzte erreichen: „Mit diesem hocheffizienten Training ist das Saarland anderen Regionen schon heute fünf Jahre voraus, und Simulatortraining wird in den ärztlichen Fortbildungen eine immer größere Rolle spielen“, sagt er und wünscht sich, dass seine elf Saarbrücker Notärzte auch an dem Training teilnehmen.

Viel Zeit fürs Interview bleibt ihm nicht, denn seine Gruppe ist gefordert. Gerade hat der Chefarzt einen Luftröhrenschnitt geübt, da muss er einen Verletzten aus einem Pkw befreien. Eine Abschlussprüfung steht noch an. Die Teilnehmer sind nach drei Tagen müde, aber zufrieden: „Das ist sehr intensiv – aber die wertvollste Fortbildung, die ich seit langem besucht habe“, so das Fazit von Andreas Kokalidis. Der Rettungsassistent war erstmals im Simulatortraining und hat „unheimlich dazu gelernt“.

Frank Bredel
DRK Landesverband





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