Reportage: die Rettungswache Völklingen

Völklingen. Keine Rettungswache im Saarland hat mehr Einsätze, als die in der Mittelstadt. Bei der Völklinger Wache des Landesverbandes Saarland des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) haben die Rettungsassistenten und Notärzte keinen ruhigen Job. Jetzt hat der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (zrf) ein neues Notarzteinsatzfahrzeug in Völklingen stationiert und trägt mit der besseren Ausstattung auch der hohen Belastung Rechnung.
Lukas Hoor, der Sprecher des zrf, kennt die genaue Statistik. Demnach hatte die Völklinger Rettungswache im Jahr 2010 insgesamt 2600 Notarzteinsätze. 4300 Einsätze hatten die beiden in der Wache stationierten Rettungswagen, 11300 Krankentransporte und 2500 Fehleinsätze kamen noch dazu. “Der Trend der Vorjahre, dass sich die Einsatzzahlen jährlich um 2 Prozent nach oben entwickeln, setzt sich fort”, sagte Hoor und so sei in Völklingen mit weiter steigenden Einsatzzahlen zu rechnen. Der Grund: der Abteil der älteren Mitbürger an der Gesamtbevölkerung steigt und damit auch der Bedarf an den Leistungen des Rettungsdienstes. Die DRK-Mitarbeiter in Völklingen haben nun ein neues Notarztfahrzeug bekommen, erstmals im Saarland übrigens einen Kleinbus. Das Fahrzeug bietet ausreichend Platz für die medizinischen Geräte und einen bequemen Sitzplatz für einen dritten Mitfahrer. Denn neben Notarzt und Rettungsassistent müssen Auszubildende mitfahren können, seien es angehende Notärzte oder angehende Rettungsassistenten. Der Mercedes-Kleinbus, der nun in Völklingen ausrückt, hat im Unterschied zu den vorher eingesetzten Kombis aber auch ein besser hörbares Martinshorn und neue Blaulichttechnik, die auch bei Tag wesentlich besser sichtbar sein soll. Zusätzlich zu der erhöhten Sitzposition des Fahrers, sollen die Blaulichteinsätze damit insgesamt sicherer werden und weniger Unfälle passieren. “Das Einsatzfahrzeug wird besser zu sehen sein und der Fahrer selbst wird im Verkehr besser sehen”, sagt DRK-Sprecher Helge Gilcher. In Völklingen arbeiten Notärzte aus der SHG-Klinik mit dem DRK zusammen, wobei Kardiologen, Internisten und Anästhesisten im Einsatz sind, sagt Anästhesistin Dr. Clivia Heinen-Becking. “Wir haben aber auch niedergelassene Ärzte und externe Ärzte, die den Dienstplan ergänzen”, fügt sie hinzu, denn der Dienstplan mit der rund ums Jahr tagtäglichen 24-Stunden-Abdeckung sei mit den Klinikärzten allein nicht zu füllen. Sie selbst sei Anästesistin in der SHG-Klinik und über ein Schlüsselerlebnis am Ende des Medizinstudiums zum Notarztdienst gekommen. “Als ich einmal selbst Hilfe brauchte, war ich beeindruckt von einem Notarzt, der ganz zielsicher die entscheidenden Anweisungen gab. Das hat mir so imponiert, dass ich mich für diesen Bereich der Medizin entschieden habe”, sagt die Notärztin, die in Völklingen seit 1995 als Notärztin unterwegs ist und das Einsatzgebiet wegen seiner vielfältigen Aufgaben schätzt. “Wir haben hier nicht nur internistische Notfälle sondern fahren zwischendurch zu schweren Verkehrsunfällen, Arbeitsunfällen oder sogar zu Geburten”, sagt sie. Langweilig werde es nie, außerdem sei den ganzen Tag etwas zu tun. “Ein Kollege hatte vor einigen Tagen echt Pech, er mußte zwischen Mitternacht und der Ablösung am Morgen zu fünf Notfalleinsätzen”, erzählt sie. Schlaflose Nächte sind also normal im Völklinger Rettungswachengbezirk. Das bestätigt auch ihr Fahrer, der Rettungsassistent Christoph Michels, der über den Zivildienst zu den Rettern kam und in dem Beruf “hängenblieb”, wie er selbst sagt. Inzwischen ist der Ausbilder und kümmert sich um den beruflichen Nachwuchs. Michels, der wie Heinen-Becking die Vielfalt der Einsätze in Völklingen schätzt, bleibt zum Interview nicht viel Zeit. Der Piepser an seinem Gürtel unterbricht das Gespräch jäg, denn in der Völklinger Innenstadt wird ein Notfall gemeldet. Michels, die Ärztin und das neue Auto sind dann mal weg – wie so oft an einem Tag der meistbeschäftigten Rettungswache des Saarlandes.

Frank Bredel
DRK Landesverband





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