Das Portrait: Der Landesverband Saarland !

Der Landesverband Saarland des Deutschen Roten Kreuzes hat heute 54 813 Mitglieder, sieben Kreisverbände und 251 Ortsvereine. Die Ursprünge der Hilfsorganisation gehen hier zu Lande bis in das Jahr 1866 zurück.

 

 

 

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) im Saarland reagiert auf die aktuelle Debatte über die  unzureichenden Erste-Hilfe-Kenntnisse der Bevölkerung und bietet ab Mai gemeinsam mit dem ADAC Saarland 90-Minuten-Kurse in den Ortsvereinen an. ?Wir arbeiten effizienter, als der Spiegel jetzt behauptet hat?, sagt DRK-Landesgeschäftsführer Günther Batschak, 54, der seit 1973 im Roten Kreuz ist. ?Unser Ziel ist es, ein Prozent der saarländischen Bevölkerung pro Jahr in Erster Hilfe auszubilden und das schaffen wir auch locker und übertreffen die Vorgabe sogar?, betont der verheiratete Vater von zwei Söhnen, der seit 1991 die Geschäfte des Landesverbandes führt. Stolz ist der Saar-DRK-Präsident Bernhard Preiß, 71, der seit 1963 DRK-Mitglied ist, auch auf die Geschichte des Saar-DRK. ?Wir sind als eigenständiger Nationaler Rotkreuz-Verband, der von 1948 bis 1957 existierte, am 1.

Januar 1957 in das Deutsche Rote Kreuz integriert worden?, berichtet Preiß, der lange Jahre Homburger Bürgermeister war und seit 1997 Präsident im Saarland ist. ?Wir haben Nachwuchssorgen, denn viele unserer Mitglieder haben ein hohes Alter, die haben das Rote Kreuz im Krieg noch erlebt und bei der Suche nach den Angehörigen danach?, sagt Preiß. Es sei sehr schwierig, das Niveau der Mitgliederzahlen zu halten. 5500 Rotkreuzler sind im Saarland aktiv tätig, das heißt, dass sie in roter Jacke und roter oder grauer Hose bei Großveranstaltungen bereit stehen, um Menschen zu helfen. ?Ich unterscheide die DRK-Arbeit in zwei Bereiche: Die Hilfsorganisation, also die Blaulichtdienste und die Spitzenorganisation der sozialen Wohlfahrtspflege, wozu etwa die häusliche Pflege, Demenzkurse, Hausnotruf oder die Integration von Einwanderern zählen?, erklärt Geschäftsführer Batschak. Besonders stolz ist Batschak auf das Jugendrotkreuz, das 2700 Mitglieder im Saarland hat. An den Schulen werde ein Schulsanitätsdienst angeboten oder man sei in Streitschlichter-Programmen aktiv. Neu hinzu kommt jetzt das Projekt ?Humanitäre Schule?, bei dem saarländischen Schülern das Völkerrecht in Rollenspielen näher gebracht wird. ?Vier Schulen werden im Juni als humanitäre Schule zertifiziert?, berichtet Batschak. Seit 2003 sucht das DRK-Saar für den Blutspendedienst West Blutspender, die unentgeltlich spenden. Eine Million Konserven kommen da jährlich zusammen. ?Wir wollen keine Risikogruppen, die nur des Geldes wegen kommen, beim Blutspenden haben?, sagt Präsident Preiß. Das Saar-DRK verfügt auch über eine Schnelle Einsatzgruppe (SEG), deren Mitglieder jederzeit im Katastrophenfall von ihren Arbeitsplätzen abberufen werden können. ?Wir haben im Roten Kreuz Hilfszüge, die können binnen 24 Stunden in jedem Land der Erde ein Krankenhaus aufbauen?, erklärt Batschak. Für diese Bereiche ist Christian Bartha (46) aus Zweibrücken verantwortlich. Außerdem bildet er Ausbilder in den Kreisverbänden aus. Derzeit baut Bartha eine neue Notfallnachsorge für die Einsatzkräfte auf, die schreckliche Szenen nach Unfällen erlebten. Auch den Helfern muss geholfen werden?, betont Bartha. Auch die DRK-Motorradstaffel fährt von April bis Herbst, ausgerüstet mit Defibrillator und Notfallkoffer, wieder Streife auf saarländischen Autobahnen und bei Volksfesten. Für die 210 jungen Menschen im Alter von 16 bis 27 Jahren, die beim DRK ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ableisten, ist Inge Hess-Werner, 56, aus Dudweiler zuständig. Sie sagt, dass vor allem Jugendliche, die noch keine Lehrstelle gefunden haben, das FSJ zur Orientierung nutzen. ?Der Beginn des FSJ ist immer am 1. September. Derzeit laufen die Bewerbungen um die Plätze, wir haben 50 Prozent mehr Bewerber als Stellen?, sagt Inge Hess-Werner. Noch stärker ist die Bewerberflut bei ihrer Kollegin Tatjana Wassloff, 30. Als Projektleiterin grenzüberschreitender Freiwilligendienste organisiert sie das FSJ für Jugendliche aus ganz Deutschland in den Ländern Frankreich und Luxemburg. ?Nur zehn Prozent der Bewerber bekommen einen Platz?, sagt die junge Frau. Nur 47 Einsatzstellen gebe es in Frankreich, ganze zwei in Luxemburg. Martin Erbelding, 53, leitet die Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, Projektentwicklung, Ehrenamt Grenzüberschreitende Arbeit und Finanzierung beim DRK-Saar. Eines der Projekte, die Erbelding am Herzen liegen, ist das Projekt Demenz: ?Inzwischen haben wir acht Cafés Vergissmeinnicht im Saarland, wo wir an einem Nachmittag in der Woche für drei Stunden Demenzkranke betreuen, um ihre pflegenden Angehörigen zu entlasten.? ?Es gibt 25 000 Demenzkranke im Saarland’, sieht Erbelding noch viel Arbeit in den kommenden Jahren auf das DRK Saar zukommen.

 

HINTERGRUND

Das Rote Kreuz im Saarland  hat seine Ursprünge hier zu Lande ab 1866. Die knapp 47 000 fördernden Mitglieder zahlen jährlich etwa 1,6 Millionen an Mitgliedsbeiträgen. Die 200 hauptamtlichen Mitarbeiter in den 24 Rettungswachen im Land sind 2007 zu 145 000 Einsätzen gefahren. Träger des Rettungsdienstes ist der Rettungszweckverband in Bexbach, der die Kosten mit den Krankenkassen abrechnet. Eine hohe Zahl an Einsatzstunden im Rettungsdienst leisten jährlich die ehrenamtlichen Helfer ? so hoch wie sonst nirgendwo in Deutschland sei deren Anteil, sagt Landesgeschäftsführer Günther Batschak. Der DRK-Landesverband hat ein Jahres-Budget von 15 Millionen Euro, wovon allein 6,1 Millionen Euro im Rettungsdienst umgesetzt werden.





zurück